Theater in der Kulturfabrik Helfenberg zeigt
Posse mit Gesang von Johann Nestroy
Regie: John F. Kutil
Musik: Stefan Galler
mit Andreas Baumgartner (Florian Fett) | David Fuchs (Anton Buchner) | Alexander Knaipp (Alfred) | Werner Landsgesell (Wirt) | Stefan Lasko (Nebel) | Sofie Pint (Fanny) | Sabrina Rupp (Ulrike Holm / Philippine) | Manfred Stella (Marchese Vincelli) | Brigitta Waschnig (Lucia Distel / Wirtin) u.a.m.
Dem ehemaligen Fleischselcher Florian Fett kommen keine Liebesgeschichten ins Haus – nur handfeste Heiratssachen, die den finanziellen und sozialen Status des neureichen Emporkömmlings zementieren sollen. Fetts weibliche Verwandtschaft aber ist wild entschlossen, romantisch auf ihre Kosten zu kommen: Fetts Tochter Fanny ist dem mittellosen Kaufmannssohn Buchner versprochen, seine entfernte Verwandte Ulrike liebt Fetts Sekretär Alfred, während Fetts schwerreiche Schwägerin Lucia Distel ein Auge auf den Trickbetrüger Nebel geworfen hat, der sich als wohlhabender Baron ausgibt.
NEBEL
Meine Auserwählte is’ reich, und dabei nicht ohne Unliebenswürdigkeit, ich schließe also eine Vernunftheirat, eine
Geldheirat und zugleich eine Heirat aus Inklination, weil ich eine unendliche Inklination zum Geld hab.
Fett, der unter die Aristokraten will, nimmt den vermeintlichen Baron und reichen Erben Nebel anbiedernd unter seine Fittiche. Der tatsächliche Adelsspross in Fetts Haushalt ist aber Alfred, in Wahrheit der Sohn des Marchese Vincelli, der sich als Fetts Sekretär inkognito seiner geliebten Ulrike zu nähern sucht.
Als der hochnäsige Vincelli anreist, um das kolportierte Techtelmechtel seines Sohnes zu unterbinden, nimmt die Komödie Fahrt auf – denn nicht nur Fett ist inzwischen überzeugt, dass es sich bei Vincellis Sohn nur um Nebel handeln kann. Der wiederum ist willig und bereit, die anderen Liebespaare zu entzweien, solange er selber mit einer reichen Braut aussteigt – egal welcher.
FETT
Nein, wie Sie g’schwind lieben, das ist merkwürdig.
NEBEL
Übung.
Bald ist niemandem mehr ganz klar, wer Baron ist und wer nicht, wer reich ist und wer arm, wer wen verführen, entführen oder vorführen will, wer wen warum wirklich liebt und wer nur so tut. Aber bis aus drei verworrenen Liebesgeschichten zwei glückliche Heiratssachen hervorgehen, ist die Aufrichtigkeit aller schwer auf die Probe gestellt worden.
BUCHNER
Sollt’ denn die Welt wirklich so sein, daß der nix mehr gilt, der nix mehr hat?
Johann Nestroy führt in dieser 1843 uraufgeführten Posse messerscharf vor, wie Geld und die Gier nach sozialem Aufstieg korrumpieren. Zwar gehen zu guter Letzt die Liebe und der Anstand siegreich hervor – die Komödie verlangt’s –, doch dürfen Väter wie Verliebte bis dahin ordentlich Federn lassen. In diesem Verwechslungsspiel um Amor und Mammon lässt Nestroy in menschliche Abgründe blicken, und das mit so feiner, ironischer Klinge und so viel an Sprachwitz und Situationskomik, dass wir schallend lachen, noch während wir uns ertappt fühlen.
Die Wiener Volkstheaterkomödie inszeniert John F. Kutil – nach „Der Talisman“ ist dies sein zweiter Nestroy in Helfenberg – mit einem großartigen Ensemble schlagfertiger Komikerinnen und Komiker. Dieser brillant doppelbödige Theaterabend wird ein Pflichttermin für alle Freunde intelligenten Humors.
Inszenierung Musik Bühne Kostüme Licht Produktionsleitung Fotografie Texte
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John F. Kutil Stefan Galler Roland Ploner Richard Stockinger Johannes Rauter Gabriele Revertera & Elisabeth Wolkerstorfer Reinhard Winkler Henry Mason
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